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Heimunterbringung optimieren

Wechsel ins Pflegeheim als "Gebot der Krankheit" akzeptieren

Eine Heimunterbringung ist keineswegs "die letzte Lösung" oder "das Letzte", wie manche Betreuer glauben. Oft findet der Demenz-Kranke vor allem im Heim eine Umgebung, in der er leben kann, wie es die Krankheit verlangt. Der Wechsel in ein Heim muss nicht bedeuten, dass die Familie nicht mehr für den Kranken sorgt. Vielmehr kann ein Umzug ins Heim eine sinnvolle Arbeitsteilung ermöglichen: Die körperliche Versorgung wird dann durch die Einrichtung und die emotionale weiterhin durch die Familie gewährleistet. Manche Demenz-Kranke fühlen sich in einem Heim sofort "zu Hause", weil es dort mitunter möglich ist, dass Demenz-Kranke miteinander liebevoll umgehen, Körperkontakt pflegen, sich gegenseitig führen oder sich ihre Geschichten zum ungezählten Male erzählen.

Heimunterbringung entbindet nicht von Verantwortung

Denken Sie daran, dass eine Heimunterbringung oft eine sehr sinnvolle Maßnahme sein kann. Sie bedeutet nicht, dass damit Ihre Sorge um den Demenz-Kranken endet. Ihnen bleibt künftig nur der körperliche Kraftaufwand erspart, der für die Pflege notwendig ist

Prüfkriterien zur Heimbeurteilung

  • Wie respektvoll, höflich, freundlich ist das Personal (Umgangsstil)?

  • Wie umgänglich sind die Bewohner?

  • Wird Angehörigen und Freunden der Besuch erleichtert?

  • Welche günstig gelegenen örtlichen Angebote gibt es (Geschäfte, Restaurants, Bücherei und andere soziale Einrichtungen)?

  • Wie wird die Privatsphäre gewährleistet? Gibt es Einzelzimmer? Sind die Türen verschließbar?

  • Können die Bewohner eigene Sachen (Möbel) mitbringen?

  • Hat jeder Bewohner sein eigenes Badezimmer und/oder seine Toilette? Sofern nicht: Wie weit entfernt sind diese Räume gelegen und mit wie vielen Personen werden sie geteilt?

  • Wo wird gegessen? Wo halten sich die Bewohner überwiegend auf? Wie gut zugänglich sind die Gemeinschaftsräume? Wie sind diese gestaltet (wie ein Saal oder gemütlich wie ein Wohnzimmer)?

  • Gibt es getrennte Raucherecken?

  • Sind Fernsehapparate verfügbar?

  • Wie abwechslungsreich ist der Speiseplan? Können die Bewohner auswählen?

  • Wie flexibel sind die Essenszeiten?

  • Gibt es einen Garten, den man betreten und/oder beschauen kann?

  • Können die Bewohner ihre früheren persönlichen Hobbys weiterhin pflegen?

  • Werden regelmäßig Ausflüge angeboten?

  • Wie gut sind Gebäude und Räumlichkeiten für Rollstuhlfahrer zugänglich?

  • Hat jeder Bewohner einen eigenen Telefonapparat?

  • Welche Angebote finden kulturelle Minoritäten vor (Ausländer, Angehörige besonderer Glaubensrichtungen)?

  • Wie ist die ärztliche Betreuung gewährleistet?

  • Wie sieht ein typischer Tagesablauf aus?

  • Wie wird den Bewohnern garantiert, dass sie Beschwerden vorbringen können und dass diese auch rasch bearbeitet und ernst genommen werden?

  • Haben die Bewohner einen “Vertreter”  bzw. Anwalt ihrer Interessen?

  • Können die Bewohner ihre Finanzen und Arzneimittel weiterhin selbst kontrollieren?

  • Wie umfangreich und wie zugänglich ist das Freizeitangebot?

  • Hat jeder Bewohner einen individuellen Betreuungsplan?

„Pro und Contra“ „gemischter“ Heime

In Heimen kann es sinnvoll sein, Stationen sowohl mit Demenz-Kranken als auch mit geistig Gesunden zu belegen. Für die dementen Patienten hat dies folgende Vorteile: Gesunde können beruhigend auf sie wirken, zur Unfallverhütung beitragen und den Dementen ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln. Dagegen können sich für Gesunde Nachteile ergeben: Sie haben täglich vor Augen, welche Behinderungen ihnen selbst in der Zukunft möglicherweise drohen. In einem guten Heim mag dies weniger bedrohlich wirken, ja sogar ein Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens schaffen. Dies wird der Fall sein, wenn sich die geistig gesunden Bewohner davon überzeugen können, wie optimal die Demenz-Kranken begleitet werden.

Wohnliche Heimgestaltung

Heime für Demenz-Kranke sollten überschaubar und wohnlich gestaltet sowie möglichst wenig verwinkelt sein. Die Bewohner sollten die Möglichkeit haben, Teile der eigenen Wohnungseinrichtung und damit der Lebensgeschichte mitbringen zu können. Optimale Stationsküchen sind so gestaltet, dass sie sich auch für hauswirtschaftliche Arbeiten der Bewohner eignen. Für Demenz-Kranke sind nämlich kurze Phasen der "Mitarbeit" beim Backen oder Kochen in der Stationsküche oft sinnvoller und leichter möglich als ein längerer Aufenthalt in der mitunter entfernteren "Beschäftigungstherapie".

Privatsphären ermöglichen

Heime für Demenz-Kranke fördern Kommunikation und soziale Interaktion der Bewohner, wenn sie für diese Privatsphären schaffen (beispielsweise durch räumliche Markierungen). So ersparen sie es den Bewohnern, sich solche Räume erobern und gegen Mitbewohner verteidigen zu müssen. Besonders kommunikationsfördernd sind offenbar Sitzgelegenheiten, die so arrangiert sind, dass man von ihnen einen Ausblick hat, der Gesprächsstoff liefert.

Gemeinschaftsräume und „Wanderstrecken“

Da sich demente Heimbewohner offenbar wenig in ihren Privaträumen aufhalten und viel Zeit ruhig sitzend verbringen, sind für diesen Personenkreis größere Gemeinschaftsräume erforderlich. Manche Einrichtungen haben für herumwandernde Patienten spezielle geschützte "Wanderstrecken" konzipiert. Offene Stationen scheinen passive Patienten eher zu motivieren, sich zu bewegen, als geschlossene mit weniger Auswahlmöglichkeiten.

Ein oder Mehrbettzimmer

Die Frage, ob ein Demenz-Kranker in einem Einbett- oder in einem Mehrbettzimmer besser aufgehoben ist, lässt sich nicht allgemein beantworten. Die Entscheidung hängt vom einzelnen Patienten ab (den verbliebenen Fähigkeiten, dem Lebenslauf, den Vorlieben, dem Krankheitsstadium) und natürlich auch von den Wünschen und Eigenschaften der Mitbewohner und Bettnachbarn.

“Umziehen” statt “Verlegen”

Es ist wichtig, den Umzug in ein Pflegeheim behutsam vorzubereiten und einfühlsam zu begleiten. Leider findet der "Umzug" häufig in Form einer "Verlegung" statt (vom Krankenhaus direkt ins Heim). Zu einer "Auswahl" oder gar einer vorherigen Besichtigung kommt es selten. Dies erschwert es dem "Verlegten", eine positive Einstellung zu seiner neuen Heimat zu finden. Meist ist es dem Betroffenen auch nicht mehr möglich, seine Lebensverhältnisse zu ordnen und aktiv Dinge auszuwählen, die er mitnehmen möchte. Den Umzug selbst erledigen im günstigsten Fall nahestehende Bezugspersonen, häufig aber auch Fremde.