Für
Sicherheit sorgen
Durch
Wohlbefinden Sicherheit erhöhen
Bei
Spannungen, Unruhe und Unsicherheit kommt es eher zu Unfällen. Daher
dient alles, was sich positiv auf das Wohlbefinden und die
Ausgeglichenheit des Kranken auswirkt, auch der Vermeidung von Gefährdungen.
Risiken
abwägen
Finden
Sie für sich einen vernünftigen Kompromiss, der folgendem Konflikt
Rechnung trägt: einerseits der beruhigenden Gewissheit, dem Kranken ein
Maximum an Sicherheit zu bieten, und andererseits der Freude, dem Kranken
Freiheiten zu gewähren. Orientieren Sie sich an der Tatsache, dass Leben
immer mit Risiko verbunden ist. Dieses wächst, wenn man einem dementen
alten Menschen noch eigene Erlebens- und Aktivitätsräume erhalten will
(etwa selbstständige Spaziergänge außerhalb des Hauses).
Mit
schriftlichen Kenndaten ausstatten
Lassen
Sie den Kranken einen Zettel mit wichtigen Informationen bei sich tragen
(Wohnanschrift, Adresse wichtiger Angehöriger, Telefonnummern von
Freunden, die sich um den Patienten kümmern).
Durch
helle Kleidung schützen
Wenn
sich ein Demenz-Kranker außerhalb seines Wohnbereichs bewegt, sollte er
(vor allem nachts) helle Kleidung tragen. Dies verringert die Unfallgefahr
im Straßenverkehr und erleichtert das Auffinden des Patienten.
Elektrische
Sicherheitsvorkehrungen nutzen
Gefahrenquellen
für Demenz-Kranke lassen sich beispielsweise durch folgende Maßnahmen
entschärfen: 1. Einbau von Kindersicherungen in Steckdosen oder in
Schubladen, die gefährliche Gegenstände enthalten, 2. Ausstattung
elektrischer Geräte (Küchenherd, Backofen) mit zusätzlichen versteckten
"Aus"-Schaltern (im Sinne einer "Hauptsicherung"), 3.
Einschalten von Licht mit Hilfe von Bewegungsmeldern
Stand-
und Bewegungssicherheit gewährleisten
Entfernen
Sie rutschende Teppiche und befestigen Sie aufgeworfene Teppichränder.
Bringen Sie Teppichbefestigungen auf Treppenstufen korrekt an. Versehen
Sie glatte Böden mit rutschfesten Belägen (um gefahrloses Umherwandern
zu ermöglichen). Installieren Sie (wie für Kleinkinder) am oberen Ende
von Treppen Geländer oder Gittertüren, um das Sturzrisiko zu verringern.
Auch Fenster und niedrige Treppengeländer sollten speziell gesichert
werden. Versehen Sie Glastüren mit auffälligen Markierungen.
Problematische
Dinge wegräumen
Entfernen
Sie Gegenstände mit spitzen Kanten (insbesondere Messer, Scheren, Nadeln)
wie auch andere potentiell gefährliche Dinge (Bügeleisen,
Brotschneidemaschine, Fön, Nähmaschine, Rasenmäher, Feuerzeuge,
Streichhölzer) aus dem Aktionsradius des Kranken. Verwahren Sie
zerbrechliche Gegenstände (z.B. Blumenvasen) an einem geschützten Ort.
Verhindern Sie Vergiftungen und Selbstverletzungen, indem Sie Medikamente,
Haushaltschemikalien, Giftpflanzen, Knöpfe usw. unzugänglich
aufbewahren.
Verbrennungen
verhindern
Beugen
Sie Verbrennungen vor, indem Sie Heißwassergeräte deutlich markieren und
die Temperatur des Heißwasserboilers so gering wie möglich halten.
Versperren Sie im Keller die Zugänge von Heizung und Boiler.
Kontrollieren Sie die Temperatur des Badeswassers sowie der Mahlzeiten
Rauchen
unter Aufsicht
Lassen
Sie Demenzkranke nur unter Aufsicht rauchen oder versuchen Sie, die
Patienten zum Aufgeben des Rauchens zu bewegen.
Sicherheit
im Badezimmer
Statten
Sie das Badezimmer des Kranken mit Haltegriffen aus (Toilette, Badewanne).
Erhöhen Sie den Toilettensitz. Versehen Sie Badewanne und Badezimmerboden
mit rutschfesten Matten. Regale, Handtuchhalter und Seifenschalen müssen
in der Wand verankert sein und dürfen sich nicht lockern, falls der
Patient einmal die Balance verlieren und danach greifen sollte.
Gefährliche
Gegenstände verschließen
Klebespray,
Parfum, Blumendünger oder Reinigungsmittel (z.B. Möbelpolitur) sollten
schwer dementen Kranken nicht frei zugänglich sein. Verwahren Sie diese
in abschließbaren Schränken. Durch die ausgeprägte Störung des
Geruchs- und Geschmackssinnes von Demenz-Kranken kommt es immer wieder
vor, dass die Betreffenden gesundheitsschädliche Stoffe essen oder
trinken. Auch Zigaretten und Zigarren können zu den gefährlichen Gegenständen
gehören, wenn der Demenz-Kranke z.B. das brennende Ende in den Mund nimmt
oder er rauchend im Bett einschläft. Gut sichtbar aufgestellte
Aschenbecher in jedem Raum der Wohnung erinnern ihn daran, die Zigarette
in einem Aschenbecher zu entsorgen.
Kinderschutz-Erfahrungen
nutzen
Viele
gefährliche Gegenstände haben "Kindersicherungen" (z.B. Behältnisse
mit Reinigungsmitteln, Steckdosen). Scheuen Sie sich nicht, diese
Sicherheitsvorkehrungen auch für Demenz-Kranke zu nutzen. Ähnliches gilt
für Telefone, die einen sog. Babyruf vorsehen. Bei diesen Geräten kann
der Anrufer entweder eine bestimmte oder eine beliebige Taste drücken, um
eine dafür vorgesehene "Notfallnummer" anzuwählen.
Gegenstände
fixieren
Gehunsichere
Senioren neigen dazu, sich an Möbeln abzustützen. Vermeiden Sie daraus
resultierende Verletzungen, indem Sie zum Beispiel Stehregale andübeln,
Tischdecken festklemmen, Fußmatten, Läufer und Teppiche mit
Unterlegmatten oder Klebestreifen versehen sowie Stehlampen durch Decken-
oder Wandlampen ersetzen (Stehlampen notfalls mit einem schweren Fuß
versehen). Ein feuchtes Tuch unter einem Teller oder Schneidebrett
verhindert, dass es beim Essen wegrutscht.
Sturzfolgen
vorbeugen
Demenz-Kranke
sind vermehrt bedroht, zu stürzen und sich dabei schwer zu verletzen. Vor
allem Brüche des Hüftgelenks können gravierende Folgen haben. Zur
Vorbeugung hat es sich bewährt, die Hüftgelenke der Kranken durch kleine
Polster zu schützen und äußere Gefahrenquellen
("Stolperfallen", "Rutschbahnen") zu entschärfen. So
können beispielsweise spezielle Pflegemittel die Gleitfähigkeit des
Bodens vermindern. Für Duschkabinen und Badewannen gibt es rutschfeste
Matten. Auch zu lange Kleider und Hosen können zu Stolperfallen werden.
Glastüren und
Fenster sichern
Versehen
Sie Glastüren (eventuell auch Fenster) mit Aufklebern oder einer
Splitterschutzfolie. Sicherheitsglas hat den Vorteil, dass es nicht in
kleine Teile zerspringt. Drahtglas ist kein Sicherheitsglas! Verhindern
Sie, dass geöffnete Fenster in den Wohnraum ragen. Versehen Sie Fenster
in oberen Etagen möglichst mit abschließbaren Griffen.
"Sportbrillen"
verwenden
Wenn
der Demenz-Kranke durch seine Brille gefährdet erscheint, können Sie die
Risiken entschärfen, indem Sie ihm zu einer "Sportbrille"
verhelfen. Ein gutes Modell zeichnet sich besonders durch folgende
Eigenschaften aus: unzerbrechliche, ausreichend große Gläser, möglichst
geringe Einengung des Gesichtsfeldes, elastisches, unzerbrechliches
Gestell, weiche, anpassbare Auflage oder Hängesteg, keine hervorstehenden
Teile am Bügelscharnier (eventuell zusätzliche Abpolsterung), fester
Sitz durch federelastische Bügel oder festsitzendes Band, geringes
Gewicht.
Ersatzschlüssel
außerhalb der Wohnung deponieren
Manche
Demenz-Kranke schließen sich versehentlich ein und sind dann nicht mehr
in der Lage, sich selbst zu befreien. Mit Hilfe eines beim Nachbarn
hinterlegten Ersatzschlüssels ist rasche Hilfe möglich. Und noch zwei
weitere Tips zum Thema Schlüssel: 1. Es gibt Schlüsselanhänger, die auf
Geräusche wie Pfeifen reagieren und so das Auffinden eines verlegten Schlüssels
erleichtern. 2. Verstecken Sie wichtige Schlüssel (Auto, Zimmertüren) an
unzugänglichen Orten.
Weglaufen
verhindern, Wiederauffinden erleichtern
Sie
erschweren es dem Kranken wegzulaufen, wenn Sie die Haustür durch einen
Vorhang oder einen Wandschirm verdecken. Weitere Sicherheitsstufen sind
das Abschließen der Haustür, der Einbau eines komplizierten
Zusatzschlosses oder eines Warn- bzw. Alarmsystems. Wenn Sie die Straßenschuhe
verstecken, erleichtern Sie das Wiederauffinden des Kranken, der in
Hausschuhe ja sehr viel mehr auffällt. Lassen Sie den Kranken ein
Schildchen oder Armband tragen, das Name, Adresse und Telefonnummer
mitteilt. Gewährleisten Sie, dass genügend aktuelle Fotos des
Demenz-Kranken verfügbar sind, um diese für Suchaktionen zur Verfügung
stellen zu können.
Weglaufen
verhindern
Wirken
Sie einem Weglaufen des Kranken möglichst mit “sanften” Methoden
entgegen. Offensichtliches Einsperren wird oft als Bestrafung oder
Bedrohung erlebt. Es kann Wut oder Panik auslösen. Verbergen Sie lieber
die Haustür hinter einem Vorhang oder einem Wandschirm. Bringen Sie an
der Tür ein Klangspiel an, das Ihnen anzeigt, wann der Kranke die Tür öffnet.
Verstecken Sie Gegenstände, die der Patient üblicherweise benutzt, wenn
er das Haus verlässt (Hut, Spazierstock oder die vertrauten Schuhe).
Bauen Sie notfalls ein zusätzliches, schwer zu öffnenden Schloss ein.
Wenn Ihnen dies möglich ist, können Sie den Kranken auch auf seiner
“Wanderschaft” begleiten.
Leitfaden für
Notfälle erstellen
Sorgen
Sie für den Fall vor, dass Sie selbst einmal als Betreuer ausfallen und
andere vorübergehend einspringen müssen. Diesen ist geholfen, wenn Sie
einen Leitfaden zum Umgang mit dem Kranken erstellen, der insbesondere über
folgende Gesichtspunkte informiert: Telefonnummern und Adressen:
wichtige Familienangehörige, sonstige Betreuer, Freunde, Nachbarn,
Hausarzt, Facharzt, Notarzt, Krankenhaus; Tagesablauf Welches sind
die üblichen Zeiten für Aufstehen, Frühstück, Waschen/Baden, Toilette
(wie oft?); Inkontinenz: Ausmaß und Gegenmaßnahmen; Ernährung:
Besonderheiten (Vorlieben, Abneigungen, Diät), übliche Trinkmenge,
Allergien; Medikamente: Art, Dosis und Zeitpunkt der Gabe (Mit oder
ohne Flüssigkeit? Zum Essen? usw.) Fähigkeiten: Was geht
alleine, wobei ist welche Hilfe erforderlich (An- und Ausziehen, Waschen,
Toilette, Essen und Trinken); Vorlieben: Lieblingsbeschäftigung
(Hobbys), Lieblingsmusik, Gesprächsthemen usw. Schlafgewohnheiten:
übliche Zeit des Zubettgehens. Tagsüber Nickerchen? Nächtliches
Umherlaufen? (welche Maßnahmen haben sich dabei bewährt?); Besondere
Angewohnheiten: Art und Maßnahmen
Nur ungiftige
Pflanzen aufstellen
Ähnlich
wie kleine Kinder neigen Demenz-Kranke dazu, alles mögliche in den Mund
zu stecken. Wer ihre Zimmer mit Pflanzen gestaltet, muss deshalb darauf
achten, nur ungiftige
Exemplare auszuwählen. Die Pflanzen sollten mit ihrem Duft anregend
wirken und beim Berühren angenehme Empfindungen auslösen.
Den Kranken
sozial schützen
In
erschreckendem Umfang sind Demenz-Kranke Gewaltakten ihrer Umwelt
ausgesetzt. Nicht jede Form von “Gewalt” ist als solche unmittelbar zu
erkennen. Zu den eher “stillen Formen” gehört die sog. strukturelle
Gewalt, wie sie sich in vielen Heimordnungen verbirgt (“Ab 20 Uhr ist
strenge Bettruhe”). Auch vor folgenden Phämonen müssen Demenz-Kranke
immer wieder geschützt werden: Betrug, Entmächtigung, Infantilisierung,
Einschüchterung, Etikettierung, Isolierung, zum Objekt machen,
Ignorieren, Zwang, Entzug, Anklagen, massiv unterbrechen, lächerlich
machen und verächtlich abwerten.
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